"Quantenrechner sind ein mächtiges Werkzeug"

04.12.2019

Leiterin der Quantumparticle-Group Beatrix Hiesmayr im Interview mit dem Kurier!

"Quantenrechner sind ein mächtiges Werkzeug"

Forscherin Beatrix C. Hiesmayr, Leiterin der Quantumparticlegroup an der Uni Wien,
im Gespräch mit Stephan Scoppetta

 

Warum wird das vielbeschworene Wunderding Quantenrechner ein wichtiger Entwicklungsschritt für unsere Technik der Zukunft?
Beatrix C. Hiesmayr: In den letzten Jahren wurde sehr viel Grundlagenforschung in diesem Bereich gemacht und dabei wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen, die einen Quantenrechner immer realistischer erscheinen lassen. Auch Google, IBM & Co haben das Zukunftspotential dieser Rechner erkannt. Es fließen nun Milliarden in diese Technologie.

Sind Quantenrechner die Lösung aller unserer Probleme?
Nein, aber bei speziellen sehr wichtigen Problemen werden Sie einen entscheidenden Vorteil bringen. Anders als herkömmliche Rechner können Quantencomputer viele Lösungswege "gleichzeitig" rechnen. Primzahlenzerlegungen oder auch Suchalgorithmen werden durch solche Rechner enorm beschleunigt. Es klingt unspektakulär, aber zum Beispiel unsere heutigen Verschlüsselungstechniken bauen auf diesem Prinzip auf.

Welche Folgen hat das für uns alle?
Debit-Karten bei Banken, Krankenakten, Konto-Passwörter aber auch andere elektronisch verschlüsselte Zugänge können mit solchen Rechnern geknackt werden. Damit wird unsere bereits jetzt sehr vernetzte Welt unglaublich angreifbar.

In Kombination mit künstlicher Intelligenz wird das zu einem mächtigen Werkzeug.
Auf jeden Fall und das erklärt auch das riesige Interesse an dieser Technologie. Welche Möglichkeiten diese beiden Technologien in Kombination bieten, lässt sich heute eigentlich noch nicht abschätzen.

Heißt das mit einem serienreifen Quantenrechner wird der traditionelle Computer aussterben?
Nein, das glaube ich nicht. Der klassische Computer ist erfolgreich und um einen Text schreiben zu können oder um eine eMail zu versenden, braucht man keinen Quantenrechner. Vermutlich werden sich Hybride entwickeln, bei denen je nach Anwendungsfall die dafür notwendige Technik eingesetzt wird.

Die USA, China, Deutschland und auch viele andere Staaten investieren große Summen in diese Technologie. Kann hier das kleine Österreich überhaupt mithalten?
Österreich hat gerade bei dieser Technologie in der Grundlagenforschung Pionierarbeit geleistet. Zum Beispiel hat der Österreicher Helmut Rauch, bedeutende Experimente zur "Bestätigung" der Quantentheorie gemacht. Anton Zeilinger, war bahnbrechend in der Erzeugung, Manipulation und Detektion von Photonen. Diese Forscher und andere schufen die technischen Grundlagen, um an Quantenrechner überhaupt zu denken. Übrigens viele Experten, die heute zum Beispiel in China führend in der Quantentechnologie forschen, wurden in Österreich ausgebildet.

 

© Kurier (print), 4. Dezember 2019.

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